Kreativität

Wie fördere ich Kreativität? Da muss ich immer an Professor Peter Kruse denken. In einem Vortrag hat er folgende Punkte zusammen gefasst:

Kreativität und Innovation fördern – Indirekte vs. direkte Variablen:

  • Unterscheidung: Wichtig ist die Unterscheidung zwischen indirekten und direkten Variablen. Kultur ist eine indirekte Variable und kann nicht direkt erzeugt werden. Stattdessen müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen sich Kulturmuster entwickeln können.
  • Kreativität kann nicht befohlen werden: Direkte Aufforderungen wie „Sei kreativ!“ sind sinnlos. Stattdessen sollten systemische Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen Kreativität entstehen kann.

Indirekte Möglichkeiten zur Förderung von Kreativität:

  • Diversität: Unterschiedlichkeit im System (kulturell, stilistisch etc.) ist ein wichtiger Faktor für Kreativität. Intelligente Systeme arbeiten mit internen Spannungsverhältnissen und erzeugen so instabile Phasen, die den Übergang zu neuen Mustern ermöglichen.
  • Spannung im System erhöhen: Unterschiedlichkeit und interne Spannungen führen zu Prozessmusterwechseln und somit zu Kreativität. Einheitlichkeit und Harmonie hingegen sind kontraproduktiv. Ordnung entsteht in der Natur aus Widerspruch, nicht aus Harmonie.
  • Querdenker und Störer zulassen: Querdenker und „Störer“ tragen zur notwendigen Instabilität bei und sollten daher nicht unterdrückt werden.
  • Netzwerke bauen: Netzwerke schaffen nicht-lineare Rückkopplungseffekte, die stabile Zustände auflösen und Kreativität fördern. Durch Vernetzung wird die übersummative Intelligenz des Netzwerks größer als die Summe der Einzelintelligenzen.

Systemische Ansätze statt individueller Suche:

  • Systeme, die „stören“: Statt nach einzelnen „kreativen Genies“ zu suchen, sollten Systeme geschaffen werden, die von sich aus Instabilität und Dynamik erzeugen.
  • Komplexität im System: Die Komplexität und Dynamik innerhalb des Systems sollte mindestens so groß sein wie die Komplexität und Dynamik am Markt (Ashby’s Law). Vernetzung ist ein wichtiger Faktor, um diese Komplexität zu erreichen.
  • Das Gehirn als Vorbild: Das Gehirn des Menschen und die kollektive Intelligenz von Schwärmen (z.B. staatenbildende Insekten) dienen als Beispiele für erfolgreiche Systeme im Umgang mit Unvorhersagbarkeiten. Hohe Interaktivität und Rückkopplungseffekte sind entscheidend.

Drei Charaktertypen in Netzwerken:

  • Creator (Spinner): Bringen neue Ideen und sorgen für Instabilität.
  • Owner (Wissenseigner): Beherrschen ein bestimmtes Wissensgebiet.
  • Broker (Vermittler): Kennen die richtigen Leute und vermitteln Wissen.

Die Kombination der Charaktertypen:

  • Creator + Owner = Ideen (Cortex): Aus Wissen und Instabilität entsteht ein Ideenpool.
  • Owner + Broker = Bewertung (Limbisches System): Beide bewerten den Wert von Wissen.
  • Broker + Creator = Erregung (Aufsteigende retikulär aktivierende Formation): Die Interaktion führt zu ständiger Anregung und Störung.

Durch die Kombination dieser drei Charaktertypen und die Schaffung eines Systems mit Erregung, Lösungsbildung und Bewertung kann ein intelligentes System entstehen, dessen Summenintelligenz größer ist als die der einzelnen Beteiligten. Das Ziel ist es, Systeme zu bauen, die von sich aus „Unfälle“ (im Sinne von kreativen Durchbrüchen) erzeugen, anstatt auf einzelne „biografische Unfälle“ (besonders kreative Individuen) angewiesen zu sein.

Und jetzt kann man mal in sich gehen und fragen, ob diese Rahmenbedingungen im eigenen Arbeitsumfeld gegeben sind. Wahrscheinlich nicht, oder eher zufällig. Man kann also recht gut Kreativität fördern, in der richtigen Umgebung!

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