Herzinfarkt III

6 Wochen sind vergangen seit dem zweiten Infarkt. Es kommt etwas Ruhe rein. Jeder kleine Schritt ist hart erkämpft, aber es geht voran. Es gibt jetzt einen Termin für die Bypass-OP, es ist allerdings noch etwas hin, scheine kein Notfall zu sein. Das gibt mir etwas Zuversicht, es geht um die langfristige Perspektive. Ansonsten gab es einen Termin in der Lipidambulanz. Schnell wird klar, dass mein genetisch erhöhter Lipoprotein A Wert bei mir zum großen Problem geworden ist, alle anderen wichtigen Werte sind in einem guten Bereich. Da der zweite Infarkt sehr schnell nach dem ersten gekommen ist, werde ich ein Kandidat für die LPa-Apharese und werde an das Nieren- und Gefäßzentrum in Kiel überwiesen. Schon zwei Tage später kann ich mich dort vorstellen und nehme nach einem sehr guten Gespräch an, für mich wird eine Apharese-Therapie beantragt. Wenn alles gut läuft, kann ich in circa sechs Wochen anfangen. Einmal die Woche für zwei Stunden wird das LPa aus dem Blut gewaschen und mein größter Risikofaktor wird stark minimiert.

Soweit zum Administrativen. Im Grunde erschüttert allerdings eher, dass ich mich fühle, als sei ich im luftleeren Raum. Ich warte, warte, dass alles sich wieder zu einer wenn auch neuen Realität entwickelt. Ich wurde in eine neue Realität gestoßen, hatte nicht danach gefragt, muss da aber jetzt durch. Wenn man einen Arzt fragt, dann ist sicher alles im grünen Bereich, die OP und Behandlung geplant, die nächste Reha wird folgen. Ich habe allerdings Schwierigkeiten zu folgen. Spüre jede Kleinigkeit in meinem Körper, kann nach wichtiger Medikamenten-Umstellung Nächte nicht schlafen obwohl körperlich eigentlich alles gerade stabil scheint. Sowieso, die Psyche war nach dem ersten Infarkt schon im Ungleichgewicht, hatte es aber nach ein paar Wochen im Griff, aber der zweite Infarkt hat nochmal tiefe Löcher gerissen. Das erklärt natürlich die schlechten Nächte, macht sie aber dadurch nicht einfacher. Die psycho-kardiologische Therapie geht nur langsam voran. Viel zu langsam für meine momentane Verfassung.

Es hilft aber alles nichts, ich muss da durch bis es wieder bergauf geht. Mit etwas Glück kann ich damit rechnen Anfang 2026 wieder mit positivem Blick in die Zukunft schauen zu können und die neue Normalität als gegeben nehmen zu können. Werde auch weiterhin berichten. In der Zwischenzeit suche ich mir kleine Aufgaben mit denen ich nicht überfordert bin. Das ist im Moment nicht so einfach. Ich kann leisten, aber nicht jeden Tag, und nicht in jeder Situation. Das gilt es für mich anzuerkennen. Ist nicht einfach. Vor ein paar Wochen war ich Herr meines Seins und Tuns, jetzt muss ich zuschauen, wie mein Leben des öfteren darüber bestimmt was geht und was nicht. Kontrollverlust ist eine tückische Sache. Ich lerne gerade abzugeben, mein Kopf will aber nicht. Ich weiß nicht wie andere damit umgehen, nur mir fällt es nicht leicht. Auf das es wieder so wird wie es war, zumindest in der Selbstbestimmung. Ich möchte wieder arbeiten, Reisen, Sport machen. Ich vermisse das alles. You don’t know what you’ve got til it’s gone. Bitte für den Ohrwurm 🙂

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