Die Faltung der Welt

Wie kann eine Welt aussehen die jenseits der aktuellen Markt- und Gesellschaftslogiken funktioniert? Die Ausgangslage ist klar, so können wir nicht weiter machen, wir machen das alles auf Kosten anderer. Auf Kosten der Umwelt, der Armen, anderen Ländern und unseren Kindern. Gerade unsere westliche Definition von Wohlstand ist eine die sich auch selbst anlügt wenn sie sich sagt, wir haben ihn uns ausschließlich selbst erarbeitet. Unser System funktioniert also auf Basis von stetigem Wachstum, Wachstum das die oben genannten Kolateralschäden mit sich bringt. Wie also wachsen wo man nicht mehr wachsen kann?

Anders Levermann versucht in seinem Buch “Die Faltung der Welt” auf diese Frage eine Antwort zu finden. Levermann ist Physiker und Leiter der Komplexitätsforschung am Potsdam-Institut für Klimaforschung. Die Idee, die er auf unserer gesellschalftlich/politischen Entscheidungen anwenden möchte, ist die mathematische Idee der Faltung. Ein System, dass voran schreiten möchte und an seine Grenzen stösst, fängt an sich zu falten. In der Malerei zum Beispiel gibt es begrenzt viel Farben, es können dadurch trotzdem immer wieder neue Bilder durch die Kombination entstehen. So funktioniert es im Prinzip auch in der Ökonomie oder Ökologie.

Allgemein politisch könnten man sagen man setzt eine Grenze, eine sinnvolle mit wichtigem Ziel, zum Beispiel könnten wir nicht das Fliegen sondern den CO²-Ausstoss, nicht das Fliegen macht unseren Planeten kaputt sondern die giftigen Klimagase. Ich falte also das System und suche Lösungsmöglichkeiten im neu enstandenen Raum. Ein Denkmodell auf dessen Grundlage man viele neue Lösungen finden kann ohne alle Grundlagen unseres Systems verändern zu müssen. Die Grenzen setzt unser planetares System, die müssen akzeptiert werden, aber in der Faltung der Subsysteme ist Platz. Wenn ich gut in Mathe wäre, könnte ich das sicher auch hier her leiten.

Levermann schlägt 5 elementare Faltungen vor im ersten Schritt:

  • vollständige CO² Nullemission bis 2045
  • vollständiger Stopp von Rohstoffabbau
  • Beschränkungen von Unternehmensgrößen durch ein dynamisches Steuersystem
  • maximaler Unterschied zwischen kleinsten und größtem Einkommen
  • maximale Höhe von Erbschaft wird gedeckelt

Die Faltung in diesen Räumen tritt dem Prinzip der Selbstverstärkung entgegen. Das Prinzip bewirkt, dass in solchen Systemen die negative selbstverstärkende Wirkung ohne Begrenzung zu Zerstörung führt. Auch hier ein mathematisches Prinzip, wenn man auf einem Sparbuch mit 3 Prozent Zinsen Geld einzahlt, verdoppelt sich der Wert des Geldes innerhalb der nächsten 30 Jahre. Wenn man auf dem wenig regulierten Finanzmarkt 3 Prozent pro Nanosekunde erhält, hat man in einer Millisekunde so viel wie der herkömmliche Sparer in 1000 Jahren. Der Nanosekundenhandel hat die Taktung einer Atombombe; Und die gleiche Wirkung in einem selbstverstärkenden System wie dem Kapitalismus. Hier müssen also harte Grenzen gesetzt werden und die Innovationskraft bleibt erhalten. Diese ist nämlich maßgeblich um sich weiter zu entwickeln.

Eine unserer Grenzen sind die sozioökonomischen Auswirkungen von zu drastischen Veränderungen. Wenn konservative Politiker also erhaltend einwirken auf das aktuelle System ist ihr Motiv kein schlechtes, eine Gesellschaft benötigt Stabilität, sonst suchen die Menschen Alternativen die vermeintlich welche sind., besonders die rechten Parteien greifen die Veränderungsverunsicherung auf und nutzen dieses Potenzial um die Grundlagen unserer Demokratie zu zerstören. Gleichzeitig können wir uns diese Stabilität aktuell nicht leisten, der Klimawandel lässt uns keine Wahl, also halten gerade klassische Volkasparteien, besonders Konservative zu lange an alten Prinzipien fest und treiben uns so in noch schwierigere Gemengelagen. Handeln, gleichzeitigg ein positives Narrativ finden, ist also die einzige Möglichkeit nicht in eine womoglich dystopische Zukunft zu taumeln. Levermanns Idee erscheint mir als Ausweg aus dem bisherigen Denken. Ich lese hoch konzentriert weiter.

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